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Adventure your Life

 

CRUSOE 2.0 –
Ein Leben- zwei Geschichten


Aus dem neuen Abenteuerbuch von Volker Kreuzner

Immer Dienstag und Donnerstag ab August.

Survivor Wie es begann – Teil 3


Das erste kleine Casting

… Ich erinnere mich genau. Vor allem an diese Zeit vor den Inseln. An mich. Die Tage der letzten Jahre bis zum Anschlag gefüllt mit Alltag. Durchgearbeitete Wochenenden. Regelmäßig drei Urlaube im Jahr. Gedacht als regenerative Verschnaufpause. In Wirklichkeit nicht mehr als ein Innehalten vom stetig rotierenden Denken. Wenigstens blieb die Nähe zu Frau und Kindern. Gefangen in etlichen Homevideos. Zahllose Blockbuster-DVD-Abende nach der Arbeit. Mit der Frau. Bis tief in die Nacht. Manchmal auch mit den Kindern. »Der weisse Hai« gehörte schon vor der Einschulung zum Standardrepertoire.

 

Die zwei Großen teilten nicht nur deshalb unsere Vorliebe für Film und TV. Und besonders die meiner Frau Claudia für Vorabendserien. Ich teilte diese Vorliebe nicht. Und konnte, bei den oft grottenschlechten Darbietungen der Vorabendsternchen in diesem lärmenden »Mach mich doof -TV«, selten hinter dem Berg halten mit abwertenden Urteilen über die dort dargebrachte »Schauspielkunst«. Gerade bei diesen »Soaps«, die Claudia und die Kinder bevorzugten.

 

Das Kind hatte mich irgendwann ob meiner Frotzeleien über dieses Schauspielern bei den Hörnern gepackt. Meine Tochter Edda. Noch keine 16 damals. Frech. Aber irgendwie auch cool. Die Edda mit dem großen Herzen. Sie machte sich sogar Sorgen um meine alten Karren, die ich üblicherweise gegen ebensolche, aber fahrbereitere Autos, einzutauschen pflegte. »Was macht denn jetzt unser armes Auto da so allein?«, meinte sie noch Wochen später. Zu mitfühlend für diese, meine Welt. Und doch traute ich ihr als Kind schon zu, das zu tun, was ich immer wollte. Schauspielern. So wunderte es mich nicht, dass ausgerechnet sie mir eine Kleinanzeige im Kölner »Express« unter die Nase rieb: »Mehrere Laiendarsteller für Nebenrollen in bekannten Serien gesucht!«. »So, jetzt kannst du ja mal zeigen, was du so drauf hast.« Na ja. Große Klappe gehabt. Da muss ich jetzt durch. Ich rief an. Mehr um der Situation Genüge zu tun. Und bekam erstaunlicherweise eine Einladung zu diesem Casting.

 

Tage später. Köln. Erster Stock. Bürohaus. City. Jeder bekam ein Manus­kript. Ich hatte keine Zeit zum Lesen. Diese Casting-Agentur war viel interessanter. Hip gestaltet. Die Agentur-Leute, soweit ich ihnen begegnete, waren interessant. Sie huschten über den Flur und sahen überaus beschäftigt aus. Ein wenig flippig. So wirkten sie zumindest auf mich. In jeder Ecke und an den Wänden standen Stühle, besetzt mit über Manuskripten gebeugten, mehr oder weniger leise vor sich hinmurmelnden Leuten jeden Alters. Fast wie von Michelangelo gemeißelt, stand ein junger Typ auf dem mit dem Logo der Agentur versehenen blauen Teppich­boden des dunklen Flures. Gleich oben an der Treppe. Das Manuskript zitterte in seinen Händen. Er war den Tränen nahe: »Ich schaff das nicht.« »Bleib ruhig, du kriegst das schon hin!«, sprach ich ihm Mut zu und schmiss mich trotzdem weg. »Sich wegschmeißen«. Damit meint man im Rheinland, und wahrscheinlich nicht nur dort, eine gezwungen leise Reaktion auf eine außerordentlich komische Situation.

 

Sei es, wie es ist. Ich kam dran. Dunkel. Fünf Hansels wie ich in einem Raum mit Bühne. Die Fernsehleute mit Equipment in der Mitte. Wer zuerst? Gar nicht erst lange fackeln. Dann habe ich es hinter mir. Ich ging nach vorne und legte gleich los. Ich musste laut Rolle im Manuskript einen Manager vor Gericht spielen, dessen Geliebte ihm den Laufpass gegeben hat. Und prompt mit seinen Kreditkarten die Konten plünderte. Kurze Vorstellung. Dann musste ich improvisieren. Regieanweisungen mit großen Zetteln, die der Tonmann hochhielt. »Lauter! Leiser! Schimpfen! Reuevoll!« Machte ich. Zum Schluss haute ich noch was Frauenfeindliches raus. Nur für die Fernsehleute. War ja nicht ich. Das hätte dieser Manager aber so gemacht. Fertig. Nach Hause. Abgehakt. Eine Weile nichts mehr gehört. Und dann kam ein E-Mail-Newsletter. Von dieser Agentur in Köln. Wie jeden Monat. Regelmäßig. Aber dieser war ein Besonderer. Hier hat sie mich das erste Mal, noch leise, aus dem Verborgenen, gerufen. Die Insel Tengah. Damals. Im Februar 2007.

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Bild: Tengahfound, Volker Görnert.

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