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Coverauszug vom ebook zu Survivor von Volker Görnert

Was ist es denn nun? Dieses „Survivor“ da auf Vox?

Auf jeden Fall nicht neu. Von vielen sehnsüchtig erwartet – und von mindestens ebenso vielen als kaum beachtete Kopie diverser Castingshows abgelehnt. Die härteste Abenteuershow der Welt? Dieses „Survivor“ auf Vox? Oder war das nicht schon mal auf Pro7?

„Nachher sind sie alle klüger“. Ich schreibe es vorher. Als meinen Beitrag zu einer hoffentlich gelungenen Sendung bei VOX, die „Survivor“  vielleicht auch in Deutschland erfolgreich macht.

Volker Kreuzner als „Survivor“-Buchautor zum „NEUEN“ TV-Format VOX „Survivor“

7 Vorschläge von mir, die eine Survivorstaffel besser machen könnten!

Doch zuerst einige persönliche Gedanken zu diesem weltweit erfolgreichen, äußerst spannenden und leider bei uns noch nicht so anerkannten TV-Format „Survivor“, das mich nachhaltig beeinflußt hat. Ja, ok, ich hab’s gewonnen. Aber das ist nur eine Randnotiz zum wahren Erlebnis: „Ich habe verstanden.“

Die Glaubwürdigkeit von „Survivor“

Die härteste Show Deutschlands? Oder gar der Welt!!? Ich bitte euch. Auch wenn Superlative zum Geklapper gehören, aber 39 Tage an dem schönsten Ort der Erde zu verbringen, ist nun wirklich keine besondere Härte. Und es soll Teilnehmer geben, die waren 50 Tage dort. Hart ist es nur, seinem Anspruch an sich selber und der Stellung im Spiel zu genügen. Körperlich und mental sollte man schon an seine Grenzen gehen können. Aber mit Geduld, Disziplin, Willen und empatischen Fähigkeiten kriegt man das schon hin. Diese ewigen und immer wieder bemühten Superlative langweilen ungemein. Und ich fühle mich sofort an GNTM?, DSDS? und diverse Trashformate in Containern und Dschungelkulissen in Hotelparks erinnert, die ebenso angekündigt werden und in denen die Teilnehmer schon am dritten Tag heulend in der Ecke sitzen und verzweifelt ebendiese Superlative vom „härtesten, was man je erlebt hat“ herunterbeten. „Nachtigal, ick hör dir trapsen“.

Survivor Deutschland Staffel I
Erste Staffel in Deutschland Malaysia 2007 ProSieben

Natürlich ist „Survivor“ nicht neu in Deutschland. Auch wenn es die VOX-Macher beharrlich ignorieren und so tun, als ob sie gerade das Gelbe vom Ei entdeckt haben. „Survivor“ gab es schon 2007. Von Pro7 und mit mir als Sieger. Davor schon ein paar ähnliche Shows. Aber da ist es wie mit dieser Schokocreme. „Nur wo Nutella drauf steht, ist auch Nutella drin“! Keiner käme ja auch auf die Idee, Halma und Schach miteinander zu vergleichen, nur weil es Brettspiele sind. Na ja.

Aber was ist es denn nun? Dieses „Survivor“? Eigentlich eine „Überlebensshow“ im klassischen Sinne. Alles ist echt. Hunger ist Hunger, die Emotion ist pur, Schmerz bleibt Schmerz. Real, wirklich, echt. Doch in Deutschland sind in einer verbrannten „Realityszene“ diese Sendungen eher im Genre „Comedy“ angesiedelt. Siehe Dschungelcamp, wo jeder weiß, oder zumindest wissen sollte, dass die Kandidaten dort nun wirklich nichts mit Dschungel, Gefahr oder wirklichen Emotionen zu tun haben. Ein Quotengarant, aber eher um sich an der Blödheit der Kommentare oder den ekligen Prüfungen zu ergötzen. Schadenfreude pur. Eben Komödie.

Image zur Shortstory /

Doch das echte „Survivor“ ist anders. Im Ernst. Kein Spaß. Nur real. Und das braucht Mut. Die Macher der deutschen Ausgabe von „Survivor“ sollten diesen Mut aufbringen. Und zuerst einmal den Kandidaten Glaubwürdigkeit geben. Lasst den Zuschauer teilhaben an ihrem Leben, lasst sie den Hunger nachempfinden, dem die Teilnehmer ohne Zweifel ausgesetzt sein werden bei einer Ration von 100g Reis täglich. Ich weiß wovon ich spreche. Ich habe es schließlich am eigenen Leib erfahren dürfen. Bei den Amis vermittelt diese dringend erforderliche Glaubwürdigeit  ihr „Survivor“-Moderator Jeff Probst. Nah am Spiel, nah an den Kandidaten, mitfühlend, erklärend und nicht zuletzt kompetent. Bewährt hat sich in Deutschland hingegen das Konzept der Co-Moderation. Wieso nicht bei „Survivor“?

Survivor-Kandidaten

Volker 50, Gewinner Staffel I

Schon Holger Speckhahn, Moderator vom „Inselduell“ – dem Vorläufer des deutschen „Survivors“ – hat im Interview (hier zum ganzen Interview) über den Unterschied der deutschen und amerikanischen Kandidaten gesprochen. Nach seiner Meinung sind das US- und deutsche Format zwei Paar Schuhe. Während bei uns „Normalos“ ohne Survivalhintergrund gecastet wurden, sind es in den USA eher Cracks „die noch jubeln, wenn sie in der Wildnis eine Schlange finden“ und dann sofort um die Trophäe kämpfen. Bei solchem Kaliber setzt man einen „Survivalmind“ mit entsprechenden Fähigkeiten voraus und kann gleich ins Spiel. Intrigen, Taktik, Strategie – worum es beim Spiel „Survivor“ neben extremen körperlichen und psychischen Belastungen eben geht.

Mit unseren Kandidaten in Deutschland ist das anders. Das kann ich aus eigener Inselerfahrung in der ersten Staffel „Survivor“ bei Pro7 bestätigen. Mein besonderes Merkmal damals war, kein besonderes Merkmal zu haben. Und meine Mitstreiter waren allesamt ganz coole, nette Menschen, die ich in jeder Kneipe um die Ecke, auf dem Sportplatz oder in der Konzerthalle hätte treffen können. Das ist gut so und bringt Authentizität.
Doch wir mussten uns erst an diese ungewohnte, extreme Umgebung gewöhnen. Das hat am Anfang nicht allzu viel mit Survival zu tun. Eher mit Orientierung in der Wildnis und unter den Mitstreitern. Ich erinnere mich noch an die Hater-Kommentare zum Thema „Feuermachen“. Das funktioniert nun mal erst etwas später – wenn man weiß, wie alles funktioniert. In das Spiel haben wir uns erst spät eingefunden. Dem wurde in der Sendung zu wenig Beachtung geschenkt. „Survivor“-VOX sollte den Kandidaten und ihrem Leben in der Wildnis den Raum schenken, der dieses Format bei uns interessant macht.

Survivor Deutschland: Das Format

In der ersten „Survivor“-Staffel hat der einseitige Fokus auf Spiele und Inselrat eine Identifikation mit den Kandidaten als Menschen nicht möglich gemacht. Das erschwerte es den Zuschauern zu entscheiden, wen sie mögen oder blöd finden, mit wem sie hoffen und bangen oder das Pech an den Hals wünschen. Dieser Schwerpunkt Spiel und Inselrat nahm immerhin über 60% der Sendezeit ein.

Wie soll ich denn bei einer Sendung in der vierten Folge dabeibleiben, wenn ich bis dahin immer noch nicht weiß, wie die verdammten Typen heißen? Mit einer kleinen Einblendung ab und zu eines Namens mit unterschiedlichen Untertiteln ist es nicht getan. Der eine war Arzt. In der nächsten Einblendung Mentalcoach. Ich war „Volker 50“ und „Volker, Werbemittelproduktioner“ jeweils für fünf Sekunden. Leute! Das muss vorher erledigt sein. Sozusagen „mit der ersten Sendung gegessen“.

Ausschnitt Finale 1. Staffel 1 ProSieben 2007


Das Preisgeld der Reality-Show Survivor bei VOX

Bei ProSieben gab es in der ersten Staffel 250.000 Euro zu gewinnen. Nur für den „Survivor“, den Sieger, den „Sole Survivor Deutschland“. Nichts für die anderen. Das gehört zum Spiel. Aber spätestens seit der 100.000 Mark-Show bei RTL aus dem Jahre 1993 hat sich in unserer Fernsehlandschaft ein sechsstelliger Gewinn etabliert. Viel, aber schon lange nicht mehr spektakulär. Nicht zuletzt erfreut sich Günther Jauch mit maximalem Gewinn von einer Million Euro als Quotenburner. Für den amerikanischen Gewinner gibt es schließlich auch satte eine Million Dollar.

Das ist spektakulär und für mich ist da jeder Cent verdient. Gewinnen wollte ich das Geld nie. Mich reizte immer nur die Herausforderung. Aber für den Zuschauer bleibt die Frage: Wenn ich mit der Beantwortung von 15 Fragen, wie bei „Wer wird Millionär“, den vierfachen Betrag gewinnen kann, wo ist da das Besondere an diesem „Survivor“? Wo bleibt dann für die Kandidaten die Relation für 39 Tage Survival? Oder gar bei 50 Tagen wie zuerst bei ProSieben? Was lobt wohl „Survivor VOX“ aus? Meine Meinung: Großes Spektakel, großer Gewinn.

250.000 EURO für den ersten Sole-Survivor in Deutschland 2007 – Volker 50

7 ungebetene Ratschläge von mir an die nächsten Survivor-Deutschland-Macher bei VOX:

Also:

  • Installiert einen Co-Moderator, es sei denn ihr findet einen zweiten Jeff Probst. Jemand mit „Survivor“-Kompetenz an der Seite eines witzigen und smarten Moderators ist die halbe Miete. Jemand, der kompetent aus Erfahrung kommentiert, wird ein zusätzlicher Glaubwürdigkeitsfaktor sein.
  • Stellt die Kandidaten vernünftig vor. Wie es sich gehört. Zuerst eine Präsentation der Kandidaten – von mir aus in einer Sondersendung. Mit Interview und entsprechender Biografie. „Das Spiel ist alles. Die Kandidaten sind nichts“ wird wieder nicht funktionieren.
  • Gebt dem Inselleben neben dem Spiel mehr Platz. Straffere Spiele, kurzer Inselrat. Mehr Sammler und Jäger, mehr Sentimentalität, mehr Gefahr, mehr Romantik, mehr echtes Leben auf einer einsamen Insel.
  • Ändert die Sendefrequenz und die Sendezeit. Nach meiner Meinung längere Folgen und mindestens zweimal die Woche. Das hält den Spannungsbogen. „Survivor Greece“ lief im Sommer jeden Tag.
  • „So wird das gemacht“ funktioniert nicht. Es sind in jeder Survivor-Staffel andere Menschen mit anderen Fähigkeiten, anderer Frustrationstoleranz, anderen Gefühlen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.
  • „Durchhalten – Überlisten – Besiegen!“ Das Motto der neuen Staffel bei VOX. „Überwinde! Überliste! Überlebe!“ Das Motto der ersten Staffel Survivor Malaysia bei ProSieben aus 2007. Kopiert nicht irgendwas! Oder: „Wir ziehen einfach den amerikanischen Stiefel durch“. Never. Bereitet es vernünftig vor! Macht Reality!
  • Lobt einen fantastischen Gewinn aus, welcher der Leistung und auch dem „Spektakel Survivor“ gerecht wird. Es muss nicht gleich ein irrer Geldbetrag sein, aber der Gewinn muss das Leben verändern. Und zwar spektakulär.
  • und, und, und … . Es gäbe noch eine Menge zu optimieren. Aber wahrscheinlich kriegt ihr es ja auch ohne meine ungebetenen Ratschläge hin. Ich wünsche es euch.

Ich bin mal gespannt. Es gibt noch eine Menge zu tun, bis „Survivor“ bei uns angekommen ist.

Sorvivor 2007 Schild im Sand in Malaysia
Survivor – überwinde! überliste! überlebe!

Die VOX-Survivor-Macher sind Profis. Sie machen Fernsehen. Den ganzen Tag. Ich hoffe, sie machen „Survivor“ auch in Deutschland zu einer erfolgreichen Sendung. Denn nicht nur, wenn man dabei war, ist es spannend, unterhaltsam und außergewöhnlich.

Was meint ihr zur Überlebensshow „Survivor“ bei VOX?

Bis dahin. Volker. Sole-Survivor 2007.

3 thoughts on “Survivor Deutschland – endlich der Durchbruch?

  1. Alexander Metzler sagt:

    Nichts für ungut aber Survivor ist ein US-Amerikanisches Format und das gibt es 20 Jahre dort. Ist ja ganz süß, dass es in der Türkei nicht komplett floppt, aber die Mentalität und allein die Sprache und der ganze Flair lassen sich meiner Meinung nach unmöglich in einer deutschen Kultur umsetzen, rein medienpsychologisch. Mich wundert es nicht, dass es gefloppt ist und das wird es definitiv wieder.

  2. Norbert Christiansen sagt:

    Ich mag Herausforderungen und möchte über meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten gehen. Habe mich beworben und hoffe angenommen zu werden. Ich zolle Dir großen Respekt über Deine Leistung. Interessanter und spannender Bericht.

  3. Alper Cavus sagt:

    Ich wünschte Survivor wäre in Deutschland genauso erfolgreich wie in der Türkei. Seit 2006 ist das Format sehr beliebt bei uns in der Heimat. Dieses Jahr treten Türkei und Griechenland gegeneinander auf. Zwei Länder ein Duell, gibt dem Format noch mal ein anderes Flair. Als würde gerade die WM im Fernsehen laufen. Man ist sehr gespannt welches Land gewinnen wird. Ich hoffe das Survivor dieses mal ein Hit wird in Deutschland damit ich auch wie die türkische Version mich jedes Jahr auf die deutsche Version freuen kann 😁😁

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