CRUSOE 2.0 –
Ein Leben- zwei Geschichten
Aus dem neuen Abenteuerbuch von Volker Kreuzner
Immer Dienstag und Donnerstag ab August.
Survivor Vorbereitung – Teil 10 von 12
Von hohem Blutdruck und türkischen Mädchen.
(Im Wartezimmer…) … sollte ein Kandidatenzettel ausgefüllt werden. Absolutes Sprechverbot. Interessierte mich aber nicht wirklich. Ich will wissen, wie die so drauf sind. Ich lernte einige Mitkandidaten kennen. Mir gegenüber saß eine junge Frau. Hochkonzentriert über dem Fragebogen. Schwarze Haare, schlank, Mandelaugen. Orientalischer Typ. Aber kein Kopftuch. »Hi. Ich bin Volker. Habe dich beim Casting gar nicht gesehen. Wann warst du denn da?« Sie zeigte mir den Zettel. Tippte mit dem Finger auf die ersten Zeilen. Aha. Bilgi heißt sie. »Hi, Bilgi. Habe diesen Namen noch nie gehört. Bist du türkisch?« Sie schaute sich etwas ängstlich nach allen Seiten um. Flüsterte. »Psst. Wir dürfen nicht reden.« »Oh, sorry, wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.« Na ja, dann kennt sie jetzt wenigstens mich. »Wohnst du hier in Köln?« Böse Blicke.
Aus dem Nebenzimmer ertönte eine Stimme: »Ach nee, da hat ja einer ein enormes Kommunikationspotenzial. Komm bitte mal her zu mir, Volker. Bilgi, du kannst den Zettel weiter ausfüllen. Wir denken uns da schon was bei, wenn wir sagen, bitte nicht miteinander sprechen.« Der Praktikant vom Sender. Patrick. Hatte ihn ja schon beim Schwimm-Casting kennengelernt. Ganz cooler Typ. Er klärte mich noch mal auf. Der Sender möchte nicht, dass sich die Kandidaten schon vor der Sendung kennenlernen. Sie befürchten, dass dann die Aufnahmen auf der Insel nicht authentisch genug werden. Das konnte ich nachvollziehen. Und habe trotzdem mit jedem gesprochen, der mir über den Weg lief. Für mich hatte das Spiel längst begonnen. Redete noch kurz mit einem Hendrik. Student aus Hannover. Der gefiel mir ganz gut. Dann noch Arno. Er lehnte ruhig, aber bestimmt, jede verbale Kommunikation ab. Hatte Angst, ein Regelverstoß könnte zu seinem Ausschluss führen. Ich füllte nun auch noch diesen Zettel aus.
Dann das Gespräch mit dem Arzt. Er bemängelte meinen Blutdruck. Ob ich denn schon länger an zu hohem Blutdruck leiden würde? »Nicht, dass ich wüsste. Das ist mir neu.« »Auf jeden Fall kann ich Sie mit 165 zu 119 nicht mitfahren lassen. Das muss auf jeden Fall gecheckt werden. Die Aufregung und der starke Kaffee tun sicherlich auch noch etwas dazu. Aber das hier ist eindeutig zu hoch.« Welche Aufregung meint der? Bei mir machte sich leichte Panik breit. »Also, ich will ja nicht unbedingt einen Aufstand proben. Aber das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Da kämpfe ich mich durch jedes Casting und jetzt wollen Sie mich nicht mitfahren lassen?« Er betonte die Verantwortung als Arzt, die er sowohl den Kandidaten als auch dem Sender gegenüber hätte und machte einen Vorschlag, den ich nicht ablehnen konnte.
»Am Mittwoch ist der zweite Teil der neun Tropenimpfungen. Sie besprechen das Problem sofort morgen früh mit Ihrem Hausarzt und machen dann jeden Tag drei Blutdruckmessungen. In einer Apotheke. Bitte jeweils in einer anderen Apotheke. Die können das ordentlich protokollieren, es kostet Sie nichts und ich kann mir sicher sein, dass Sie nicht schummeln. Den ersten Wert möchte ich gerne auf maximal 130 und den zweiten unter 90 haben. Wenn Sie das hinkriegen, wäre das für mich in Ordnung.« Ok. Neue Aufgabe. Mein Doc zu Hause verschrieb mir am Montagmorgen nach ausführlicher Schilderung der Situation ein ganz leichtes Blutdruckmittel. Ich kaufte mir sofort ein Messgerät und habe dann zur Kontrolle mehrmals täglich gemessen. Der Blutdruck sank tatsächlich. In den Apotheken klappte auch alles. Mittwoch. Köln. Das Abschlussgespräch. »Die Werte sind ja jetzt ok. Ihre Dosis ist im Übrigen so gering, ja fast homöopathisch, dass es passt. So könnte …
…
… Fortsetzung folgt
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Bild: Tengahfound, Volker Görnert.